Erfolgreiche Finanzierung für Gründer und Unternehmer: Überwindung der drei Haupt- Herausforderungen mit Blick auf den „KfW-Gründungsmonitor 2023“

Die Finanzierung stellt für Gründer und Unternehmer eine der größten Herausforderungen dar. Aktuelle Umfragen des Digitalverbands Bitkom oder auch Berechnungen von Startupdetector für das Handelsblatt zeigen, dass immer mehr jungen Unternehmen das Geld ausgeht. Etablierte Unternehmen in Wachstumsphasen, oder auch aus der Krise heraus, stehen vor identischen Herausforderungen.

Von der Beschaffung von Startkapital bis zur Bewältigung von Unsicherheiten und Risiken – die Finanzierung des Unternehmenswachstums erfordert strategisches Denken und fundiertes Fachwissen. In diesem Artikel werden wir uns mit den fünf Haupt-Herausforderungen befassen, denen sich Gründer und Unternehmer bei der Finanzierung ihrer künftigen Geschäftsentwicklung stellen, und direkte Lösungsansätze aufzeigen, um diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

1. Beschaffung von Startkapital oder auch den „Treibstoff“ für das anstehende Wachstum

Die Beschaffung von Startkapital kann eine große Herausforderung für Gründer sein. Der „KfW- Gründungsmonitor 2023“ zeigt, dass im Durchschnitt der Jahre 2020-2022 bezogen auf das Volumen externer Finanzierungsquellen unverändert der höchste Anteil über Banken finanziert und ausgereicht wird. Etwa 86 % der Finanzierungsvolumen wurden über Bankdarlehen, Kontokorrentkredite und Förderkredite dargestellt.

Wenn das eigene Geschäftskonzept solide ist und in einem belastbaren und überzeugenden Businessplan dargestellt wird, geht es darum, das Vertrauen der Bank zu gewinnen. Der Kernpunkt im Kreditentscheidungsprozess ist das Verständnis zum Geschäftsmodell und nachvollziehbar zu verstehen, weshalb das Unternehmen erfolgreich sein soll. Im zweiten Schritt geht es um die Frage, ob und wodurch die Kapitaldienstfähigkeit gegeben sein wird. Das ist Frage, aus welchen Überschüssen Zins und Tilgung geleistet werden.

Eine gute Bonität und Sicherheiten können die Chancen auf eine Kreditgenehmigung erhöhen.

Sowohl der Bund als auch die Ländern bieten spezielle Förderprogramme für Gründer und auch etablierte Unternehmen an. Dies sind einerseits Kredite, die oft zu günstigeren Konditionen angeboten werden oder auch Haftungsentlastungen für die Hausbanken. Es ist wichtig sich frühzeitig zu informieren, welche Förderungen zu den individuellen Bedürfnissen des Unternehmens passen können und die strategische Weiterentwicklung unterstützen.

2.  Die passende Finanzierungsstruktur

In der täglichen Praxis wird durch die Unternehmen nur der jeweils individuelle Kapitalbedarf betrachtet und versucht zu lösen. Die richtige Strukturierung der Finanzierung ist entscheidend, um den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu gewährleisten.

Je nach geplantem Wachstum, der Kundenstruktur oder auch der geplanten Entwicklung der Bilanzstruktur können unterschiedliche Finanzierungsbausteine sinnvoll sein. Wichtig ist, dass jeweils der kurzfristige Finanzierungsbedarf zwar geschlossen wird, hierbei aber die Gesamtstrategie immer im Fokus gehalten bleibt.

Bei einem starken Bilanzwachstum, zum Beispiel durch einen großen Maschinenpark, viel Warenlager, hohe Eigenentwicklungen kann es sinnvoll sein, frühzeitig dafür zu sorgen, dass das wirtschaftliche Eigenkapital hoch ist. Das Unternehmen benötigt langfristig Geld und Bilanzkennzahlen, die ein positives Rating unterstützen.

Wenn Investitionen fremdfinanziert werden, aber erst zeitverzögert und über einen längeren Zeitraum zu einem zusätzlichen Liquiditätszufluss führen, kann es wichtig sein, die Liquiditätsströme so miteinander zu verbinden, dass es der gesamte Liquiditätsfluss stets positiv bleibt.

Durch die Nutzung von Bankkrediten mit unterschiedlichen Laufzeiten können Gründer ihre Finanzierung an ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen. Tilgungsfreie Anlaufjahre erhöhen zwar die gesamte Zinsbelastung aus einem Darlehen, können aber helfen, zunächst aus der Investition heraus ausreichende Liquiditätszuflüsse zu generieren, bevor die Tilgung für das Darlehen beginnt und damit die freie Liquidität wieder reduziert.

Der Eintritt in neue Märkte führt oftmals dazu, dass Einkäufe sehr früh bezahlt werden müssen, die Geldzuflüsse aus den Verkäufen aber erst sehr spät kommen. Die Verhandlungsmacht liegt häufig eben nicht bei dem wachsenden Unternehmen. Hieraus entstehen oftmals sehr hohe Anforderungen an die laufende Liquidität. Dies muss bedacht, geplant und gelöst werden.

3. Aufrechterhaltung einer stabilen Cashflow-Situation ohne Abhängigkeit von einer Bank:

 Ein stabiler Cashflow ist für den reibungslosen Geschäftsbetrieb von entscheidender Bedeutung. Hier sind zwei Lösungsansätze, die Gründer nutzen können:

Sowohl bei Startups, stark wachsenden Unternehmen oder auch Unternehmen mit angespannter Bonität kann Factoring eine sehr gute Finanzierungsmethode sein. Die Unternehmen verkaufen rollierend ihre Forderungen an ein Factoring-Unternehmen und erhalten in der Regel spätestens zwei Tage nach Übermittlung der Forderung an den Factor den Großteil der Forderung bereits ausbezahlt. Die Auszahlung erfolgt unabhängig vom Zahlungsziel des Kunden und der eigenen Bonität. Den zunächst einbehaltenen Teil, häufig sind dies 10 Prozent, erhält das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt abzgl. Der Kosten für Zins und Bearbeitung. Die Unternehmen haben so sehr früh einen hohen Liquiditätszufluss unabhängig von Banken und der eigenen Bonität.

Leasing: Anstatt Kapital für den Kauf von Betriebsmitteln wie Maschinen oder Fahrzeugen zu binden, können Gründer Leasing in Betracht ziehen. Durch Leasingverträge können sie die benötigten Vermögenswerte nutzen, ohne hohe Anschaffungskosten zu tragen. Dies hilft, den Cashflow zu schonen.

Durch die richtige Kombination der Lösungsansätze können Gründer und Unternehmer ihre Finanzierungsherausforderungen erfolgreich bewältigen und ihr Unternehmen auf eine solide finanzielle Grundlage stellen.

Christopher Käser-Ströbel ist ein erfahrener Experte für Unternehmensfinanzierungen und ehemaliger Kreditentscheider mit über 15 Jahren Erfahrung in Banken. Heute ist er beratend, mit reinen Beteiligungen und als selbst als Unternehmer tätig. Im SpringerGabler-Verlag hat er das Praxis- Fachbuch „Quick Guide Unternehmensfinanzierung für KMU und Start-Ups“ als Autor veröffentlicht. Aktuell ist die 2. Auflage in Erstellung.

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